Die Trimburg ist um eine Attraktion reicher. Der Gleitschirmfliegerverein Saaletal Hammelburg hat einen neuen Startplatz in Betrieb genommen. Das Gelände feierte einen Einstand nach Maß. Kaum war vergangene die Genehmigung der Zulassungsbehörde da, drehte der Wind auf Nordwest.
Vereinsvorsitzendem Marcel Lübbe steht die Freude ins Gesicht geschrieben. „Das Gelände erfüllt bisher alle Erwartungen“, beschreibt er seine Eindrücke der vergangenen Tage. Einzelne Piloten waren schon über eine Stunde mit einer Überhöhung von 200 Metern im Hangaufwind unterwegs. Wenn die Frühjahrsthermik richtig einsetzt, gehen die Luftsportler von einem erheblichen Streckenflugpotenzial des Geländes aus. Der bisherige Rekord vom Saaletal aus liegt bei gut 160 Kilometern.
Bei klarer Sicht bis zum Heidelstein
Doch auch bodenständige Burgbesucher genießen das Angebot. Die neu angelegte Startschneise vor dem Gemäuer öffnet den Blick ins Tal über Elfershausen und bei klarer Sicht bis zum Kreuzberg und zum Heidelstein. Wenn die Burg geschlossen hat, konnte man in diese Richtung bisher nicht so weit sehen. Unterhaltsam kann es sein, wenn die Piloten beim Auslegen ihrer Schirme Schaulustigen die eine oder andere Frage zu ihrem Sport beantworten.
Denn mit der Freiheit beim Fliegen ist das so eine Sache. Nur, wenn der Wind möglichst von vorne kommt, können die Luftsportler zuverlässig abheben. Parawaiting _ das geduldige Warten auf geeignete Bedingungen _ ist eine Tugend, ohne die man das Hobby gar nicht anzufangen braucht. Mit dem neuen Startplatz erweitern die Saaletalflieger ihre Möglichkeiten. Während der Hammelberg oberhalb der Erdfunkstelle bei Südostwind und der Wittelsbacher Turm bei Nordost zur Verfügung stehen, kann künftig auch bei Nordwest- bis Nordwind gestartet werden.
Etwa 15 Flugtage im Jahr
Befürchtungen, dass die Burg nun übermäßig von Fliegern belagert wird, zerstreut Vorsitzender Lübbe. In hiesigen Breiten ist die Hauptwindrichtung Südwest. „Ich gehe von etwa 15 Flugtagen aus“, beschreibt er seine Vorstellungen von der Flugtätigkeit. Ohnehin sei der Startplatz 110 Meter über der Landewiese nahe der Saale nur für erfahrenere Piloten empfohlen. Weil der Hang steil ist, kann nur kurz angelaufen werden. Damit der Schirm für den Start in den Wind gestellt werden kann, muss dieser idealerweise mit einer Stärke etwa zwischen acht und fünfzehn Kilometern wehen. Dann hebt es die Piloten nach ein bis zwei Schritten rasch über den Hang. Beim Kurven am Berg gewinnen sie weitere Höhe.
Je nach Wind variiert der Gleitwinkel. Der erfordert besondere Aufmerksamkeit, um es stets zuverlässig zum Landeplatz nahe der Saale zu schaffen. Besonders sensibilisiert sind die Flieger für die Stromleitungen ringsherum. Zur Erprobung ist das Gelände zumindest im ersten Jahr nur für Vereinsmitglieder freigegeben. Sie müssen sich vor ihrem ersten Start bei einer Einweisung mit den Gegebenheiten vertraut machen. Der harte Kern der Vereinsaktiven besteht aus rund 25 Piloten. Sie sind dazu angehalten, zu Fuß zur Burg aufzusteigen, um die Parkplätze für Touristen frei zu halten.
Geländegutachten erforderlich
Bis zur Zulassung des Startplatzes gab es Einiges zu tun. In Absprache mit der Gemeinde, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Bad Neustadt) wurde am Hang überwiegend Schwachholz entfernt. Erst nach einem Geländegutachten des Deutschen Hängegleiter- und Gleitschirmfliegerverbands (DHV) gab es die Startfreigabe. Der DHV ist der Luftaufsichtsbehörde unterstellt. Ausdrücklich dankt Lübbe allen Beteiligten für ihren Einsatz, inklusive dem Eigentümer für die Bereitstellung der Landewiese. Demnächst wollen sich die Gleitschirmflieger den Trimbergern vorstellen.