Warum Cloudbase in Hammelburg eine Gitarre an die Werkstatt-Wand nagelte

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Jetzt erst recht, sagten sich wohl die Musiker der Gleitschirmflieger-Band Cloudbase bei ihrem vorerst letzten Auftritt. In der Holzwerkstatt drehte das Sextett noch einmal richtig auf. Dessen dortige Präsenz zum Beginn der Weihnachtszeit hatte sich über die vergangenen Jahre zu einem Geheimtipp gemausert. Wem es auf dem Hammelburger Adventsmarkt zu beschaulich wurde, der tankte bei dem mitreißenden Abstecher in die Rock-Geschichte Schwung für den Einstieg in die kürzesten Tage des Jahres.

So auch 2019. Die Musiker gaben noch einmal alles. Schon vor dem Konzert war durchgedrungen, dass die Formation ans Aufhören denkt, weil der Tod von Bandmitglied Dieter Schneider im Februar 2019 tiefere emotionale Spuren hinterlassen hatte.

Aber echte Rock‘n‘Roller machen sich durch ihre Musik unsterblich, und so war der Auftritt gewissermaßen auch eine Hommage an alle Höhen und Tiefen der achtjährigen Bandgeschichte. Und als die Musiker ein Lied im Gedenken an ihren verstorbenen Sänger und Gitarristen anstimmten, war ein emotionaler Höhepunkt erreicht.

Ansonsten ließ das Programm aus Rock-Klassikern und Stücken der jüngeren Hitparaden weniger Raum für Melancholie. Teils war in der Werkstatt kaum ein Durchkommen und Publikum tanzte bisweilen ausgelassen vor der Bühne. Es schien ein bisschen, als ob die Musiker ihren Abschied selbst nicht so richtig wahrhaben wollten.

Erst, als Hausherr Harald Fischlein mit Blick auf die fortgeschrittene Stunde weit nach Mitternacht schon mal kurz das Licht anknipste, ging es an die Zugaben.

Zum Dank an den Gastgeber hatte sich Frontmann Marcel Lübbe ein kultiges Zeremoniell ausgedacht. Mit anfeuernder Musikuntermalung seiner Kollegen nagelte er als Andenken eine Gitarre an die Wand. Doch das Instrument hielt dort nicht lange.

Dass Fischlein mit Akkuschrauber und fetter Spax nachhelfen musste, werteten Gäste als gutes Omen für ein Comeback von Cloudbase. Klar: Sein Talent hängt man eben nicht so einfach an den Nagel! Und das könnte auch Lübbe angesichts der überschwänglichen Begleitung des Publikums gedämmert sein. Bewegt sprach er nur noch von einer längeren schöpferischen Pause. Möglich also, dass von den musikalischen Fliegern künftig noch zu hören sein wird. (dübi)